"AFRIKA UND EUROPA – Neue Partnerschaft für Entwicklung, Frieden und Zukunft - Ein Marshallplan mit Afrika" - Unter diesem Motto fand am 17.03.2018 im Haus im Vogelsang im Stuttgarter Westen ein Afrika-Tag statt. Die vom EJW-Weltdienst und von der Basler Mission Deutscher Zweig gemeinsam angebotene Veranstaltung war hochkarätig besetzt und sehr gut besucht. Beide Referenten, Dr. Joy Alemazung und Dr. Gisela Schneider, konnten die Zuhörer mit ihren Vorträgen fesseln und luden zum kritischen Betrachten der Thesen ein.
Partnerschaft mit den Füßen…Mit einem geistlichen Impuls zum Auftakt der Veranstaltung erinnert Pfarrer Johannes Stahl daran, dass nur in der Bewegung von Füßen, Herzen und Händen Veränderung geschieht. Damit ein Marshallplan mit Afrika keine „verkopfte Kampagne“ bleibt, brauche es Menschen, denen das Herz brennt. Was hat das mit mir zu tun? Wie kann ich das nutzen (für meine Arbeit)?
So beginnt Dr. Alemazung von Engagement Global sein Impulsreferat in dem er die Thesen des „Marshallplans mit Afrika“ vorstellt und zugleich kritisch hinterfragt. Schon der Vergleich mit dem 1947 aufgelegten Wirtschaftswiederaufbauprogramm der USA für Europa, sei ungenau. Marshallplan sein nur ein Untertitel, so Alemazung. Es gehe im Kern um eine neue Partnerschaft zwischen Europa und Afrika. Es gehe um Entwicklung, Frieden, echte Unabhängigkeit und Gerechtigkeit, Gesundheit, Bildung und Beschäftigung für die rasant wachsende Bevölkerung Afrikas. Dass der Marshallplan mit Afrika in Berlin verfasst wurde und nicht in Addis Abeba, sei zweitrangig. Wichtig sei, was drinsteht, nicht wer es geschrieben hat. In einer „Agenda 2063“ haben die Länder der afrikanischen Union eine gemeinsame Vision für die Entwicklung Afrikas in den nächsten 50 Jahren verabschiedet. Der Marshallplan mit Afrika könne dazu beitragen, diese Ziele zu erreichen. Allerdings, räumt Dr. Alemazung ein, sei es schon eine große Herausforderung für das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit) die anderen Resorts (insbesondere Außen-, Wirtschafts- und Finanzministerium) zu überzeugen, den Marshallplan umzusetzen. Zudem gehe es ja eigentlich um einen Zukunftsvertrag zwischen Europa und Afrika, und nicht zwischen Deutschland und Afrika… Grenzen sichern – ein Marshallplan der Angst?
In ihrer Response zum Referat von Dr. Joy Alemazung kritisiert Dr. med. Gisela Schneider, Direktorin des Deutschen Instituts für ärztliche Mission, zunächst den Auslöser der Idee für den Marshallplan: Dahinter stecke die Angst vor der neuen Migration aus Afrika nach Europa. Entwicklungszusammenarbeit würde instrumentalisiert, um die „Festung Europa“ zu sichern. Es brauche mehr als nur einen Marshallplan, um den Chancenkontinent Afrika zu fördern. Afrika brauche keine Hilfe, sondern gute, transparente (lokale und internationale) Strukturen. Afrika braucht Wertschöpfung statt Ausbeutung seiner enormen menschlichen und natürlichen Ressourcen. Afrika müsse für sich selbst sprechen und seine Ziele selber definieren können. Die Möglichkeiten der Einflussnahme durch Zivilgesellschaften würden oft unterschätzt. Den Kirchen in Afrika misst Dr. Schneider in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle zu. Talkrunde / Plenum
In einer abschließenden Talkrunde mit den Gastrednern und Dr. Augustine Mofor als weiterem Gast wurden Rückfragen aus dem Publikum beantwortet. Dabei wurde festgestellt, dass Begriffe wie - Entwicklung
- Partnerschaft (auf Augenhöhe)
- Hilfe
- Nachhaltigkeit
- Gute Regierungsführung
- Chancenkontinent oft mehrdeutig oder klischeebehaftet sind und von Partnern in der Entwicklungszusammenarbeit jeweils auf beiden Seiten klar definiert sein sollten. Länderworkshops
Im Programm nach dem leckeren vegetarischen Mittagessen standen insgesamt fünf Länderworkshops mit Informationen aus Kamerun, Nigeria, Sudan, Südsudan und Westafrika (Liberia, Guinea, Sierra Leone). Hier wurde die Arbeit der Partner des EJW-Weltdienstes und der Basler Mission deutscher Zweig und des Difäm vorgestellt. Dr. Gisela Schneider berichtete sehr eindrücklich über den Verlauf und die Überwindung der Ebola Krise in der Mano River Region 2014.